Am 5. und 6. April 2025 fand das zweite Bienen- Zuchtseminar der Züchtergruppe Südschwarzwald in Eggingen statt. Das mit 73 Besuchern aus der Schweiz, Österreich, Frankreich und aus ganz Deutschland international mehr als gut besuchte Seminar, das Theorie und Praxis der Königinnenzucht für Anfänger, Fortgeschrittene und Profis gleichermaßen vermittelte, ließ keine Frage unbeantwortet.
Der Referent Ralf Kolbe aus Sachsen-Anhalt ist in der Imkerschaft ein renommierter und einer der bekanntesten Bienenzüchter Deutschlands. Er betreut neben seiner Berufsimkerei dreißig unterschiedliche Zuchtlinien, unterhält zwei Belegstellen und stellt Drohnenvölker für eine Inselbelegstelle. Er verstand es hervorragend, die Zuhörerschaft in seinen Bann zu reißen und sein sehr umfassendes Fachwissen gekonnt den Teilnehmern zu vermitteln.
Das Projekt, welches die regionale Züchtergruppe unterstützt, lautet „Varroa 2033“ und hat als Zielsetzung bis zum Jahre 2033 eine Haltung von varroaresistenten Honigbienen in Europa zu ermöglichen, die ohne Medikamenteneinsatz gesund und stark genug sind, um dem Varroabefall erfolgreich selbst zu meistern.
Denn aktuell verenden jedes Jahr viel zu viele Bienenvölker durch einen zu hohen Varroamilbenbefall. Die parasitierten Varroamilben saugen am Blut und am Fett- Eiweißkörper der Bienenlarven sowie der adulten Bienen und schwächen hierdurch die Immunabwehr der Bienen. Die befallenen Bienen leiden dann an einer verkürzten Lebensspanne und sterben meist an den durch die Milben verbreiten Viren, wie zum Beispiel das Flügeldeformationsvirus, frühzeitig ab. Die Varroamilbe Varroa destructor wurde 1977 von der Apis cerana (der asiatischen Biene) nach Deutschland importiert und befällt seit diesem Zeitpunkt nun auch unsere heimische Bienenvölker (Apis mellifera).
Die große Bedeutung der Bienenzucht wird alleine schon dadurch deutlich, dass die Biene lernen kann, sich gegen Schädlinge wie die Varroa-Milbe durch eigenes Verhalten zur Wehr zu setzen. Gegen die Varroa-Milbe wird in den Imkereien schon seit über vierzig Jahren mit unterschiedlichsten Chemikalien vorgegangen, ohne dass sich die Situation verbessert hätte. Erst vor wenigen Jahren wuchs die Überzeugung, dass züchterische Maßnahmen zu einem viel nachhaltigeren Erfolg führen können. Unsere regionale Züchtergruppe möchte ihren Beitrag hierzu leisten.
Besonders eindrucksvoll während des Seminars war es, die jungen Bienenlarven unter dem Triokular und in zwanzigfacher Vergrößerung auf der Leinwand zu beobachten. Sogar das Atmen der Larven war hierdurch sehr gut zu erkennen. Beeindruckend war auch der rückwirkende Wetterbericht, den Ralf Kolbe allein aufgrund der Bienenwabe ablesen konnte und die Zuhörerschar begeisterte. Die Königin legt ihre Eier kreisförmig um das Brutnest herum in die Brutzellen, ein Ei je Brutzelle. Auf der Brutwabe waren sehr schön – wie Jahresringe auf einer Baumscheibe – die ringförmigen Strukturen deutlich zu erkennen. Dort, wo ein solcher Bogen ausgeräumt und leer war, muss es einen Kälteeinbruch gegeben haben, als die Larven noch jung und sensibel waren. Offenbar haben die Larven dabei Schaden genommen und wurden von den Arbeiterinnen beseitigt.
Nach zwei vollgepackten informativen Seminartagen strahlte nicht nur die Sonne am Himmel sondern auch die Gesichter der Imkerinnen und Imker und es gab sehr viel Lob von Seiten der Teilnehmer für die Organisation dieses Seminars. Abends kehrte dann jeder Teilnehmer inspiriert und motiviert zu den eigenen Bienenvölkern heim, um dort sogleich die frisch aufgefangenen Ideen in die Tat umzusetzen. Die Mitglieder der elfköpfigen Züchtergruppe fühlten sich nach dem großen Erfolg des Seminars sehr zufrieden.
Interessierte Imker, egal welcher Bienenrasse, können sich einen ersten Eindruck über die regionale Züchtergruppe auf ihrer Webseite unter www.zuechtergruppe.de machen, die sukzessive ausgebaut wird, sowie unter zuechtergruppe.suedschwarzwald@gmail.com direkt mit der Züchtergruppe in Kontakt treten.